„Gavin Lost in Space“ – FÜP Klasse 8a


Eine Klasse wächst mit ihrem Stück

Ausschließlich aus den Ideen und der Kreativität der Schüler heraus entstand am Lise-Meitner-Gymnasium das Theaterstück „Gavin Lost in Space“, mit dessen Aufführung die Klasse 8a ihr fächerübergreifendes Projekt, welches das erste Halbjahr umfasste, beendet.

Dieser Ansatz zur Erarbeitung eines Bühnenstücks geht auf den Berliner Theaterwissenschaftler und –Pädagogen Lorenz Hippe zurück, der davon überzeugt ist, „dass die meisten Menschen mehr Phantasie haben, als sie sich zutrauen.“ Die Klasse entschied sich für diesen Weg und so wuchsen sechs Textfragmente, die jeweils spontan innerhalb von drei Minuten entstanden, in den vergangenen sechs Monaten unter der theaterpädagogischen Leitung von Tim Fischer und Joachim Wöllner zu einem Theaterstück zusammen.

Das fragmentarische Werk ist dem experimentellen Theater zuzuordnen und hat eine Rahmenhandlung: Zu Beginn wie am Schluss des Stückes liegt Gavin im Park und genießt die kleinen Filmchen auf seinem Smartphone, während sich zwei seiner Freunde über Nichtiges streiten. Die Landung eines Raumschiffes unterbricht diesen schülertypischen Alltag und Gavin begibt sich auf ein Abenteuer durch Raum und Zeit: Er rettet kranke sprechende Bäume vor dem Tod, wird Zeuge des Brandes von Notre Dame, erlebt wie sich Bewohner eines Planeten als Folge der Verschwendung von Ressourcen selbst umbringen, rettet einen Schüler, der während seiner Hausaufgaben in den weißen Weiten seines leeren Blattes gefangen ist und darf sich am Strand seinen Träumen hingeben. Aus jeder Szene nimmt Gavin eine Figur mit auf seine abenteuerliche Reise und gemeinsam ändern sie den Verlauf der Eingangsszene am Schluss und zeigen, dass man sich doch lieber auf die wichtigen Dinge konzentrieren sollte, statt über die Farbe der Blumen zu streiten. Ob die Handlung dieses experimentellen Stückes im Traum, Film oder der Realität stattfindet, bleibt für den Zuschauer offen zur Interpretation.

Der Schülergruppe ist ein schönes Stück mit vielen starken und komikartigen Momenten gelungen, die durch Multimediadarstellungen im Hintergrund unterstützt und kommentiert werden. Diese multimedialen Kulissen sind allesamt digital mit Ipads unter der Anleitung des Kunstlehrers Oliver Waibel entstanden. Ausgangspunkt für die Arbeit waren auch hier die bereits erwähnten Fragmente. Ein Teil der Schüler erschuf hierzu in einem digitalen Bildbearbeitungsprogramm Kulissen und andere erstellten dazu Fotos, die wiederum per ‚Keynotes‘ animiert und für die Projektion als Kulisse aufbereitet wurden.

Umrahmt wurden die Szenen von eigens zusammengestellten Musikstücken, die auf Filmmusikzitaten basieren. Dieser Teil des Bühnenwerks entstand wiederrum komplett auf Grundlage der Ideen der Schüler.  Die beteiligte Musiklehrerin Katharina Färber war lediglich für Arrangements der Stücke für die verschiedenen Instrumente zuständig. Die Präsentation der Musikstücke allerdings war laut Färber ein Abenteuer, denn kaum ein Schüler der Klasse konnte ein Instrument spielen. Kreativ wussten sich die Schüler zu helfen und klebten zum Beispiel verschieden farbige Post-its auf die Klaviertastatur um sich zurechtzufinden.

„Es war eine coole Erfahrung und schön, aber auch anstrengend“, so eine Schülerin, denn die Klasse habe sehr viel Herzblut in ihr Projekt gesteckt. Dieses Herzblut konnte man als Zuschauer deutlich sehen, denn die ganze Klasse arbeitete reibungslos zusammen, alle zogen an einem Strang. Hier wird deutlich, weshalb Joachim Wöllner dieses fächerübergreifende Projekt als „hochwirksam“ und „pädagagisch überaus wertvoll“ bezeichnet, denn nicht nur die sechs Fragmente sind über das vergangene Halbjahr zusammengewachsen, die Klassengemeinschaft ist es auch.

Corinna Feuchter