Lise Meitner (1878-1968)
Lise Meitner (1878-1968)

„Das Leben muss nicht leicht sein, solange es nur inhaltsreich ist.“

Lise Meitner (* 7. November 1878 in Wien; † 27. Oktober 1968 in Cambridge) war eine österreichisch-schwedische Kernphysikerin. Sie lieferte unter anderem die physikalisch-theoretische Erklärung für die Kernspaltung.
Ihre Karriere ist für eine Frau in der heutigen Zeit noch ungewöhnlich, was ihre Leistungen umso bemerkenswerter machen.

Lise Meitners Werk wird sehr häufig auf die Entdeckung der Grundlagen zur Kernspaltung reduziert. Diese legte den Grundstein für die Entwicklung der Kernspaltungstechnik, die bereits wenige Jahre nach ihrer Veröffentlichung in der Atombombe resultierte. Ebenfalls aufbauend auf ihre Theorien wurde die friedliche Nutzung der Kernenergie ermöglicht. Lise Meitner selbst beobachte diese Entwicklung äußerst kritisch und ähnelte darin ihrem langjährigen Partner Otto Hahn und anderen Pionieren der Kernphysik wie etwa Albert Einstein.

Neben diesen Arbeiten erweiterte Lise Meitner vor allem die Kenntnis über das Wesen der Radioaktivität. Die meisten ihrer Arbeiten waren Untersuchungen der Radioaktivität, insbesondere der Alpha- und Betastrahlung. Dabei konzentrierte sie sich auf die Wirkung dieser Strahlen auf verschiedene Materialien, letztendlich führten diese Arbeiten zur Kernspaltung selbst. Sie entdeckte gemeinsam mit Otto Hahn eine Reihe radioaktive Isotope, darunter Protactinium 231, Actinium C und Thorium D.

Wesentliche Beiträge lieferte Lise Meitner auch zum Verständnis des Aufbaus der Atomkerne sowie der Energiefreisetzung beim radioaktiven Zerfall. Gemeinsam mit Otto Frisch veröffentlichte sie eine Reihe von Werken, die die physikalischen Grundlagen der Kernphysik erklärten und beleuchteten. Besonders in den Jahren nach 1945 konzentrierte sie sich dabei zunehmend auf gesellschaftliche Fragen der Atomphysik und stellte die Entwicklung der Kernwaffen und die Nutzung der Kernenergie in Frage.

Das Privatleben von Lise Meitner war offensichtlich nur ein Nebenaspekt ihrer Forschungsarbeiten. Sie war weder verheiratet, noch hatte sie Kinder, über Affären oder Liebschaften ist ebenfalls nichts bekannt. Nach Aussagen von Otto Hahn und Max Planck war sie extrem zielgerichtet bei ihren Arbeiten und arbeitete sehr hart, um ihre Ergebnisse zu bekommen. Sie liebte die Natur und zog sich zum Nachdenken über theoretische Probleme gern in den Wald zurück. Neben ihrer Forschung galt ihr Engagement vor allem dem Einsatz für den Frieden, die bedachte Nutzung der Kernenergie sowie der Gleichberechtigung der Frauen in den Wissenschaften. Sie selbst sagte einmal:

„Ich liebe Physik, ich kann sie mir schwer aus meinem Leben wegdenken. Es ist so eine Art persönlicher Liebe, wie gegen einen Menschen, dem man sehr viel verdankt. Und ich, die ich so sehr an einem schlechten Gewissen leide, bin Physikerin ohne jedes böse Gewissen.“