In 80 Stunden durch Berlin

Sonntag früh starteten die Schüler der Eingangsstufe zu ihrer Studienfahrt nach Berlin. Nach einer reibungslosen Busfahrt kamen wir am Berliner ZOB an und mussten von dort erst mal selbst das Hostel in Friedrichshain finden, was mal besser mal schlechter gelang. Nach dem Zimmerbezug stürzten wir uns auf der Suche nach einem Abendessen ins Großstadttreiben. Anschließend begaben wir uns bei einer Stadtführung auf die Spuren des Berliner Nachtlebens und seinen unterschiedlichen Facetten. Hacksche Höfe, RAW-Gelände und Kreuzberg waren einige der besuchten Orte, bevor es zurück ins Hostel ging.

Der Start in einen sonnigen Montagmorgen begann mit drei individualisierten
Lernbausteinen. In der ersten Gruppe erfuhren wir die Geschichte der ehemaligen
innerberliner Grenze. Dabei besuchten wir die Klassiker wie Checkpoint Charlie, die
Topographie des Terrors und erfuhren an diesen historischen Orten die tragischen
Schicksale von Menschen, deren Lebensgeschichte durch den Fluchtversuch gezeichnet
wurde.
In der zweite Gruppe besuchten wir das Berliner Olympiastadion. Dort betrachteten wir die
Grundzüge des Olympiaparks, nahmen die Modernisierung des Olympiastadions in
Augenschein und gingen die Wege der Nationalmannschaft bei einem Fußballspiel. Von der
Ehrentribüne jubelten wir wie Ehrengäste. Auf dem Rasen konnten wir aufgrund der
Vorbereitungen für das DFB-Pokalfinale leider nicht, dennoch war es ein gelungener
Besuch.
Street art in Kreuzberg und Friedrichshain entdecken war das Ziel der dritten Gruppe. Wir
erfuhren von Ben, unserem englischsprachigen Guide, verschiedene Bedeutungen der
Kunstwerke und Techniken und wie man diese an Hauswänden erschaffen kann. Diese
Eindrücke verarbeiteten wir bei einem anschließenden Workshop bei dem wir Stencils
angefertigt haben.
Im zweiten Teil des Tages besuchten wir das ehemalige Stasiuntersuchungsgefängnis in
Hohenschönhausen. Unter fachkundiger Führung eines Zeitzeugen, der in den sechziger
Jahren selbst dort interniert war, wurden uns die unterschiedlichen Aspekte des Haftalltages
dargelegt. Von der Haftaufnahme über die Verhöre und den Haftalltag erfuhren wir etwas
über die menschenverachtenden Praktiken der Stasi.
Zum krönenden Abschluss besuchten wir drei verschiedene kulturelle und zeitgleiche
Abendveranstaltungen. Jeder von uns durfte nach seinem Interesse wählen, ob er ein
klassisches Ballett Orchester in der Philharmonie hören wollte oder ein Theaterstück,
welches vollständig improvisiert und im Zusammenspiel mit dem Publikum erschaffen wurde
oder ein Kabarett zum Thema Glück, bei dem wir eine “Anleitung zum Glücklichwerden”
erhielten.
Aquaponik. Dieser Begriff beschäftigte uns am Morgen des folgenden Tages. Auf einem
ehemaligen Fabrikgelände einer Malzfabrik werden urban Fische gezüchtet, deren
Abwässer dazu genutzt werden ein Gewächshaus zu bewässern. Dieses ist sowohl
platzsparend, als auch ressourcenschonend. Durch urbanfarming werden Lebensmittel in
der Stadt für die Stadt hergestellt. Zur Zeit ist dies eher die Ausnahme, aber in der Zukunft
könnte es die Regel werden.
Ohne Rast eilten wir zum Führerschein mit 16 Jahren: Diese Spannenden Frage diskutierten
wir in einem Planspiel im Bundesrat. Jeder von uns übernahm in seiner Rolle die Arbeit
eines Akteurs einer Bundesratsitzung. Jedes Bundesland diskutierte, vor den Augen des
Präsidiums und des Präsidenten, Vor- und Nachteile des neuen Gesetzentwurfs der
aktuellen Regierung.Nach einer Mittagspause besuchten wir den ca. 600 Meter entfernten Bundestag, um dort
die Aufgaben und den Tagesablauf eines Abgeordneten kennenzulernen. Bei einem
anschließenden Kuppelgang hatten wir einen 360 Grad Blick über Berlin.
Vor unserer Abreise am nächsten Tag hatte jeder von uns die Möglichkeit die in der Schule
selbst erwählten Forschungsfelder tiefgründig zu recherchieren. Wie steht es mit dem
Berliner Pannenflughafen? Wie beeinflussen Straßenmusiker den berliner öffentlichen
Raum? Findet der Berliner seine Hausfassaden schön? Wie steht es mit der
Currywurstkultur in Berlin? Das waren ein paar exemplarische Forschungsaufträge, die uns
an diesem Tage beschäftigten.
Von den ca. 1300 Stunden Schule waren diese 80 Stunden definitiv die schönsten und
lehrreichsten.